Das Ilio-Sacral-Gelenk (SI – Gelenk) oder Kreuz-Darmbein-Gelenk

Das SI-Gelenk bildet die Verbindung zwischen Wirbelsäule und Becken. Das knöcherne Becken stellt das Fundament dar, auf dem der Rest der Wirbelsäule aufbaut. Die durch den Lastwechsel beim Gehen entstehenden Kräfte werden über das Hüftgelenk in das Becken eingeleitet. Es kommt beim Lastwechsel zu kleinen Bewegungen des Beckens in sich. Diese Bewegungen finden in der Symphyse und den Kreuz- Darmbein-Gelenken statt.

Eine gestörte Stellung der Wirbelsäule – Profilstörung – aber auch Deformitäten sowie Überlastung können zu einer Dysfunktion des SI- Gelenks und in weiterer Folge zu einer Arthrose (Abnützung) führen.

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Weitere Faktoren sind Brüche im Beckengürtel und angeborene Fehlstellungen.

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Die Schmerzen vom SI-Gelenk sind von jenen bei Abnützungen der Hüftgelenke, aber auch von Problemen der Lendenwirbelsäule zu differenzieren. Manchmal sind allerdings beide Regionen betroffen und müssen daher auch gleichzeitig behandelt oder operiert werden.

Die Diagnose erfolgt aus der Klinik und der bildgebenden Diagnostik.

25% aller Kreuzschmerzen kommen vom SI-Gelenk!

Klinik:

Die Schmerzen sind im unteren Rückenbereich mit Ausstrahlung in den Oberschenkel und die Leiste sowie ins Gesäß vorwiegend vorhanden, deutliche Verstärkung beim Sitzen und Stehen. Nach kurzer Sitzdauer wird eine Schonhaltung eingenommen. Zusätzlich besteht meist ein deutlicher Druckschmerz über dem SI-Gelenk.

Diagnose:

Die Diagnose erfolgt mit Röntgen vom Becken und der SI-Gelenke  und dem knöchernem CT des betroffenen SI-Gelenks oder auch ein MRI.

Therapie:

Zunächst sollte immer über einige Monate eine konservative Therapie mit Schmerzmitteln, gezielten Infiltrationen und Heilgymnastik – sowie auch fallweise eine spezielle Miederbehandlung – durchgeführt werden.

Sollten diese Maßnahmen nicht greifen, kann mit einer Versteifung vom betroffenen SI-Gelenk zu 75% eine deutliche Besserung erzielt werden. Die Komplikationsrate der operativen Therapie ist sehr niedrig.

Wichtig ist die genaue Planung und exakte Abklärung, besonders wenn eine Versteifung der unteren Lendenwirbelsäule nötig ist. Ca 45% der Patienten, die eine Versteifung vom SI-Gelenk benötigen, haben bereits eine vorangegangene Operation an der LWS oder am SI Gelenk gehabt – man muss daher annehmen, dass bei vielen Patienten die SI-Gelenksproblematik nicht erkannt wurde. Ein weiterer Risikofaktor sind vorangegangene langstreckige Versteifungen der Lendenwirbelsäule.

Operation:

Mit der SI-Gelenks-Operation kann bei vielen eine deutliche Verbesserung erzielt werden – wenn man von einer Schmerzskala ausgeht, in der 0= kein Schmerz und 10= heftigster Schmerz bedeuten, haben die Betroffenen vor der OP eine Intensität von 8-10 und nach der OP bis 3.

Es gibt verschiedene OP-Verfahren, bei denen entweder eine Spreizschraube und massiv Knochen in den Recessus eingebracht werden, der vorher unter Mikroskop exakt vom Bindegewebe und den Nervenendigungen befreit und angefrischt wurde, aber auch die von der Seite kommenden OP-Verfahren, die mit Schrauben eine Fixierung vom SI-Gelenk sicherstellen.

Wenn das SI-Gelenk und die LWS operiert werden müssen, kann neben der LWS-Versteifung zusätzlich eine Versteifung vom SI-Gelenk in der beschriebenen Ausräumung vom Recessus und Knochenanlagerung erfolgen – in diesem Fall wird aber eine Verschraubung von der LWS auf den Beckenkamm (Iliumschraube) durchgeführt, wodurch die Überbrückung erfolgt.

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(c) Abbildungen: H. Hiertz. Die Texte, Bilder und Daten sind Eigentum der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie. Alle Rechte vorbehalten.